In aller Freundschaft gab es endlich ein Wiedersehen nach langer Pandemiebedingter Abstinenz. Ein Treffen mit alten Freunden – wobei sich mit Mundschutz und Coronabedingter Scheu und Abstand nicht die gewohnte Herzlichkeit einstellen mochte. Alte Freunde im doppelten Sinn denn auch die musealen Freunde waren ja lange Zeit unzugänglich weggesperrt gewesen.
Nach einem gemütlichen gut arrangiertem Auftakt im Antons, ermöglichte Prof. Dr. Thomas Döring einen geradezu intimen Einblick in „sein“ Kupferstichkabinett. Wobei hier natürlich nur eine begrenzte Auswahl, ein gutes Dutzend, zu sehen war, denn die restlichen 145000 Blätter schlummern auf dreihundert Quadratmetern im Untergeschoss. Döring erläuterte kenntnisreich, warum der Holzschnitt „Bildnis Ulrich Varnbüler“ 1522 von Albrecht Dürer eine Zäsur in der Kunst darstellt. Erstmals sieht sich ein Künstler nicht mehr als Handwerker sondern als Gleichgestellter mit einem hochgebildeten Gesandten und Reichsvogt. Daß Dürer nicht an fehlendem Selbstbewusstsein litt, zeigen ja auch seine Selbstbildnisse (z.B. Prado und München).
Überraschend ein Picasso Portrait in Aquatinta. Konkurrenz zeigt ein Orientalenkopf von Rembrandt (1635) zu einer Radierung seines Werkstattkollegen Jan Lievens.
Zauberhaft und von hohem Wiedererkennungswert ein Kupferstich nach Adrian de Vries: Merkur entführt Psyche. Die zartgliedrigen und verschlungenen Figuren sprechen ihre eigene Sprache.
Hervorgehoben auch eine Kaltnadelradierung von Max Beckmann: Kinder am Fenster. Dessen Braunschweiger Vergangenheit demnächst zu einer Ausstellung führen wird. Vereint auf einem Kupferstich auch Peter Paul Rubens und Anton van Dyk, dem wir später noch in der Gemäldegalerie begegnen konnten. Döring betonte, dass die grafische Sammlung auf hohem Niveau sei und immer wieder – hoffentlich auch demnächst mit Geldern des Freundeskreises - aktualisiert werde. Hervorzuheben, dass er mit großer Geduld die Fragen der Teilnehmer zu den einzelnen Techniken erläuterte.
Das Thema Freundschaft in der Kunst hätte sicherlich zahlreiche Betrachtungen verdient. Doch die Zeit drängte, drei Gruppen wollten sie erleben. So fokussierte Dr. Thomas Richter drei höchst unterschiedliche Gemälde. Zunächst ein sehr kleines Bild – nach einem größeren desselben Malers: Die drei Grazien von Hans von Aachen (1604) ein Geschenk von Kaiser Rudolf II. an Herzog Heinrich Julius. Einander umschlingend stehen die drei nackten Damen für Freundschaft. Übrigens ein Motiv, das seit der Antike von zahlreichen namhaften Künstlern verwendet wurde.
Zartes Erwachen von Freundschaft und Liebe malte Pier Francesco Mola (1612 -1666/68). Bacchus oder Dionysos, der Gott des Weines, findet Ariadne auf Naxos, wo sie von Theseus, dem sie geholfen hatte den Minotaurus im Labyrinth von Kreta zu besiegen, verlassen wurde. Die poetische Schäferidylle hat so gar nichts gemein mit anderen Darstellungen, so zum Beispiel mit der eher überwältigenden Darstellung Tizians (National Galerie London).
Selbstbewusst und sorgenvoll blickt uns Lucas van Uffel an, den Anthonis van Dyk (1599-1641) dargestellt hat. Nur aus den Erläuterungen lässt sich die Freundschaft zu dem in Venedig lebenden Antwerpener Kaufmann und Mäzen mit dem Maler ableiten. Wenngleich auch die Detailreiche Gestaltung auf eine genaue Kenntnis der Lebensumstände schließen lässt.
Die Zeit verging wie im Flug an diesem von Elisabeth Steifensand liebevoll arrangierten Nachmittag. Die nächsten exklusiven Führungen für den Freundeskreis gelten den Kunstwerken aus Elfenbein – höchst faszinierend.
Eva-Maria Dennhardt |