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Bilder aus dem Braunschweiger Land - 6. Dezember 2023

Harz-herzliche Preview – 300 Jahre Pascha Weitsch

Intim und informativ gestaltete sich der Museumsabend, die Preview zur Ausstellung von Naturtalent – 300 Jahre Pascha Weitsch ergänzend dazu Harzfotografien. Das exklusive Vorstellungskonzept für die Museumsfreunde, das sich beim Jubiläumsabend schon angedeutet hatte, kam nun voll zum Tragen. Die Ausstellungsmacher stellten mit großer Begeisterung ihre jeweiligen Bereiche vor. Die Besucher konnten also entweder gehaltvollen Kurz-Vorträgen zu den einzelnen Stationen lauschen oder wurden da abgeholt, wo sie Interesse halber verweilten und bekamen detailliertes Wissen persönlich amüsant und kenntnisreich übermittelt. So als würde man höchst privat im Salon eines Freundes mit dem Besitzer von Geschirr, Bildern, Skizzen plauschen.

Die Vorsitzende des Freundeskreises Elisabeth Steifensand hatte in ihrer Begrüßung bereits kenntnisreich den Maler, der ursprünglich Soldat wurde, kurz skizziert und bedankte sich bei Museumsdirektor Dr. Thomas Richter und seinem Team, die den Museumsfreunden den Künstler und sein Werk nahebrachten. Allen voran Dr. Martina Minning, die den Künstler kenntnisreich vorstellte, Dr. Silke Gatenbröcker, der Leiterin der Gemäldegalerie, die auf seinen Bildern erstaunliche Details sichtbar machte und natürlich Prof. Dr. Thomas Döring, welcher die Skizzen zum Leben erweckte. Egal zu welcher Gruppe man wechselte, so auch zu der Restauratorin Verena Herwig oder der Ausstellungsmacherin, man wurde mit einer Fülle von Wissen reich beschenkt.

Dass Pascha Johann Friedrich Weitsch (1723 – 1803) seinen 300. Geburtstag feiert, war für das Herzog Anton Ulrich Museum Grund ihn in einer liebevoll gestalteten Ausstellung zu würdigen. Man betritt die Räume mit gefühlt weichen Sohlen wie auf Gras.

Das Museum besitzt nicht nur zahlreiche Teile das von Herzog Karl I. Auftrag gegebenen rund zweihundertteiligen Geschirrs, um der kränkelnden Fürstenberg Manufaktur zu helfen. Der Maler ist auch mit zahlreichen Landschaftsbildern vertreten, die man durchaus als Vorläufer der Romantik sehen könnte. Charakteristisch auch hier - wie bei den Miniaturen auf dem Geschirr - der Betrachter ist der Betrachter des Betrachters. Seine Bilder werden nicht nur durch Figuren, die auf das Bild schauen, ergänzt, sie sind alle in sich geschlossen und die Kühe dürfen zumindest auf den Gemälden nicht fehlen. Dazu gibt es eine Fülle von sehr persönlichen Vorskizzen (Das Museum besitzt rund 200 davon) die er auf seinen zahlreichen Wanderungen im Braunschweiger Land anfertigte und bei seinen fünf Brocken-Besuchen, die das Gipfelbuch dokumentiert. Wirklichkeitsnah auch zwei Portraits, die den Maler bei seiner Tätigkeit darstellen, die sein jüngerer Sohn gemalt hat, ebenfalls Maler und Nachfolger des Vaters.

Dieser heimatverbundene Künstler war zu seiner Zeit durchaus über die Grenzen des Braunschweigischen bekannt - Berufungen an damals namhafte Kunstakademien schlug er aus, um im Lande zu bleiben. Wurde aber Mitglied der Kunstakademien Düsseldorf und Berlin. 1789 wurde er zum Inspekteur der Gemäldegalerie im Schloss Salzdahlum ernannt. Man schätzte ihn nicht nur in Deutschland sondern auch in Paris sehr. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit arbeitete er als Kunsthändler, war Ausbilder bei Stobwasser und nahm regen Anteil am Braunschweiger Geistesleben, korrespondierte mit Lessing und Gleim (Dichter und Literaturmäzen). Auch damit wird schon klar, er ist wohl zu Unrecht außerhalb Braunschweigs in Vergessenheit geraten. Wie schön, dass die Museumsfreunde seine Wiedergeburt so authentisch und liebevoll präsentiert erleben durften. Da es zahlreiche Nachfragen zum Namen Pascha gab: So hieß schon sein Taufpate, es ist die Abkürzung von Paschalis (Name etlicher Päpste), steht aber auch für Ostern.

Über den Maler ist an anderer Stelle bereits ausführlich berichtet worden, da ja auch das Städtische Museum ihn in einer kleinen aber durchaus sehenswerten Schau würdigt, nur so viel noch: Die Bezeichnung Naturtalent greift vielleicht etwas zu kurz. Denn allein um Porzellanmaler zu werden war eine siebenjährige Ausbildung nötig. Oder – und das war sicher auch eine Intention der Museumsleute – er hat sein Talent in den Dienst der Natur gestellt.

Weitsch gilt als künstlerischer Entdecker des Harzes. Folgerichtig gibt es neben dem umfangreichen Blick auf sein Schaffen noch wirklich sehenswerte aktuelle Fotos vom Harz, diese zeigen teilweise völlig unbekannte Ansichten dieser Berge und Landschaften oder auch Details die einem dort nicht sofort ins Auge fallen. Und zum Glück wurden kaum Darstellungen ausgewählt, wo Photoshop am Werk war. Nur schade, dass ein Instagramm Account notwendig war um teilnehmen zu können, da blieben sicher etliche auch ausstellungswürdige Aufnahmen weg.

Eva-Maria Dennhardt