Der Umgang mit dem Licht ist es, der große Malereikunst auszeichnet. Schlaglicht artig, fast wie in Filmsequenzen, stellte Dr. Thomas Richter, der neue Direktor des HAUM, kurz vor Weihnachten rund vierzig Museumsfreunden in zwei Führungen eine Anzahl seiner Lieblingsbilder vor. Und das war dann fast ein Gefühl wie zu Gast auf Besuch in der eigenen Stadt zu sein.
Die Dornenkrönung Christi von Orazio Gentileschi (1538 - 1639, Vater der dann viel berühmteren Artemisia) besticht durch das leuchtende Gesicht des Leidenden, das die Schergen, obgleich hautnah präsent, nahezu in den Hintergrund verbannt. Plastisch, in antiker Tradition, Adam und Eva (Jacobo Palma, 1480 - 1528) wenden sich überlegend und hell ausgeleuchtet einander zu, die Frage des Tuns im Mittelpunkt, die Schlange, sie hat ihr Werk schon vollbracht, verschwindet fast mit dem Baum. Mit weich fließendem Licht modelliert der Maler, neben Tizian einer der führenden Meister in Venedig, die Figuren.
Immer ist es die Hauptperson, die das Bildgeschehen bestimmt. So auch bei Giorgione, dem grandiosen Meister des Lichts und seinem Selbstbildnis als David (um 1508), der triumphierend sein Können heraushebt. Innig im Moment des Kennenlernes fängt Pier Francesco Mola um 1660 sein heroisches Liebespaar Bacchus und Ariadne ein. Anders als beim höchst bewegten Tizian sind es hier nur die beiden Hauptfiguren, die das Bildgeschehen bestimmen.
In all den in der Kürze vorgestellten Bildern ist es die Geschichte hinter dem Bild, die den Betrachter in den Bann zieht, damals wie heute. Das gilt natürlich auch für das bekannteste Bild des Museums, Jan Vermeers Mädchen mit dem Weinglas (um 1660 gemalt) im beweglich strömenden Licht. Auch hier wird der Betrachter zu aktiver Teilnahme am Bildgeschehen aufgefordert. Er muss nachsinnen, was als nächstes geschehen könnte, bei der jungen Frau, die sich lachend aus dem Bild wendet, ab von den zwei Galanen, wobei die Glasmalerei im Fenster zum Maßhalten auffordert. Nicht nur bei diesen Reflexionen über die Liebe, kam manch Erhellendes und Bewegendes zur Sprache, Die Teilnehmer waren ausnahmslos von dieser empathischen fast intimen Führung begeistert.
Text: Eva-Maria Dennhardt |