„Aber das Bild kenne ich doch, das hängt bei uns im HAUM“, war gelegentlich leicht verwirrt zu hören. Die Jubiläumsausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg anlässlich seines 30jährigen Bestehens setzt in jeder Beziehung auf Dialog. Das erfuhren zahlreiche Museumsfreunde aus Braunschweig, die “ihre“ Kunst in anderem Kontext also in der Gegenüberstellung mit hochkarätiger moderner Kunst erleben durften.
Freundlichst eingeladen und informativ begrüßt von Direktor Dr. Andreas Beitin, sowie Dr. Holger Broeker, Sammlungsleiter und Kurator am Kunstmuseum Wolfsburg und der Leiterin des dortigen Freundeskreises Dr. Maresa Wischenbart-Backhaus.
Die sehenswerte Schau, ermöglicht ein Wiedersehen mit vielen Werken aus den drei Jahrzehnten vergangener Ausstellungen, weiß aber auch Neues zu bieten. Das geht von eher niedlich mit sich bewegenden Hühnern bis zu einem grandiosen Flugapparat, der an Leonardos Visionen erinnert. Ganz große Begeisterung rief ein Video mit einer Eule hervor, die sich zwischen forsch und schamhaft bewegte und geheimnisvolle Laute von sich gab wie ein Orakel. Hier hätte man natürlich Minerva oder Athene oder zumindest ein Eulenbild vermisst aber die Gedanken flogen natürlich sofort in die richtige Richtung Delphi, Weisheit usw.
Der Dialogeffekt, der wohl in Venedig seinen Anfang nahm, wird bei „Welten in Bewegung“ der großen Jubiläumsschau teils dezent teils provokativ gestaltet. Neben dort beheimateten Kunstwerken setzen sich die Exponate aus dem HAUM in Szene. Besonders gelungen schien es den etwa 80 Freundeskreis Mitgliedern beim römischen Kaiser und seinem Gegenüber: Da sieht sich dieser plötzlich dem offenbar dahinschmelzenden Kopf von Christian Keinstar gegenüber. Das Exponat aus Gallium fängt schon bei knapp 30 Grad mit dem Dahinschmelzen an. (Man hat einige Köpfe vorbereitet damit alle Besucher dieses Schauspiel genießen können, was aber nach des Künstlers Aussage ganz schön tricky sei). Ein starkes Bild für den Kreislauf von Werden und Vergehen. Der Tod war in früheren Zeiten viel gegenwärtiger als heute! Aber es ist auch gleichsam das zweite Motto der Ausstellung, die aus den inzwischen rund tausend Exponaten, die in Wolfsburg beheimatet sind, zusammengestellt wurde: Was kommt, was bleibt?
Fünfzehn hochkarätige Werke aus dem Herzog Anton Ulrich-Museum treffen auf zeitgenössische Gemälde – die großen Namen sind nahezu vollständig vertreten! -Skulpturen sowie raumgreifende Installationen international bekannter Künstler und vor allem auch Künstlerinnen. Popart spiegelt sich in der Antike. Eine Venus von Lucas Cranach sieht sich da Benedikte Bjerres Chicken gegenüber und Cindy Shermans Sexpuppen. Überraschend auch ein Spiegelgitter das einen irgendwie umgekehrten Zooeffekt in Szene setzt.
Mit dieser Kooperation soll ein weiteres Zeichen der institutionellen Verbundenheit gesetzt werden, so Dr. Beitin und bei der Eröffnung der Ausstellung auch Dr. Thomas Richter um dadurch nicht zuletzt Kunst und Kultur in der Region zu stärken. Eine gelungene Idee fanden die Braunschweiger und hoffen nun auf weitere Kooperationen zwischen Moderne und Kunst aus dem Braunschweiger Museum
Eva-Maria Dennhardt |